Dienstag, 25. August 2009 – Vieruhrsieben, achtzehnkommazwei Grad. Und damit zehn Grad kühler als um diese Tageszeit im Roussillon, wo an Schlafen nur minutenweise zu denken war.

Da fährt man mit den Rädern, gehüllt in die schicken Trikots der “Lokomotive rotes Ritzel” – zu zweit, versonnen und ganz der Landschaft hingegeben – am Ufer der Loire entlang, beschließt, sich im nächsten Ort eine Pause samt Kaffee (oder was man in Frankreich so nennt) zu gönnen … und … was passiert? Um die Ecke kommt – die Augen ungläubig aufgerissen und ein deutlich vernehmbares “Well fuck me” auf den Lippen – das Ritzel Kevin, von dem wir nicht einmal wussten, dass er sich zu selben Zeit im selben Land …

Gestern Abend auf 3sat ein Film von Rudolf Sporrer: “Mädchen für Hitler – BDM”. Eine Dreiviertelstunde lang Nazi-Propaganda von erinnerungsseligen Altnazissen, die sich zu Nazimusik und Nazibildern an ihre schöne Nazizeit erinnern. Zum ersten Mal rufe ich das Zuschauertelefon an, einfach, um die dort sitzende Dame stellvertretend zu beschimpfen …

Heute vor 65 Jahren wurde Paris befreit. Am selben Tag haben die Deutschen dreihundert Kilometer weiter südlich 124 Einwohner des kleinen Ortes Maillé ermordet und anschließend das Dorf zerstört. Seit einem Jahr gibt es dort eine Gedenkstätte. Welcher Nationalität wir seien, will der Mann am Eingang wissen, als wir die Tickets lösen. Um dann, fast entschuldigend, zu erklären, dass es nur für die Statistik sei.