Freitag, 24. Februar 2017 – Sechzehnuhrsechzehn, siebenkommazwei. Fast ein Frühlingstag.
Ihr Herz, sagte Meryl Streep während der Verleihung der Golden Globes, sei gebrochen, als sie gesehen habe, wie Donald Trump einen behinderten Journalisten nachgeäfft habe. Streeps Freundin, die im Dezember verstorbene Schauspielerin Carrie Fisher, habe ihr jedoch den Rat gegeben: „Take your broken heart, make it into art!“
„Die herrschende Kunst ist die Kunst der Herrschenden“ – Wer hat’s gesagt? Marx, Adorno, Wagenknecht? Es war Dirk Boll vom Auktionshaus Christie’s in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“.
Projekte: 1. Marthaler nach Strinz-Trinitatis schicken. 2. Die Lösshohlwege zwischen Alsheim und Mettenheim in Rheinhessen anschauen. 3. Unbedingt Edouard Louis’ ersten Roman lesen – was für ein erstaunlicher Knabe, und endlich mal ein entschiedener Gegner Houellebecqs. Womöglich interessanter als sein Lehrer Didier Eribon.
Georg Christoph Lichtenberg ist tot.
„Andächtiger und schöner als Lucinden
Wird man nicht leicht ein Mädchen beten sehn;
In jedem Zug lag Reue für die Sünden
Und jeder reizte zum Begehn.“
Donnerstag, 23. Februar 2017 – Elfuhrdreißig, neunkommaacht Grad. Sehr windig.
In der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit dem Schauspieler Gael García Bernal, der gerade in dem Film „Neruda“ zu sehen ist. Die Journalistin Juliane Liebert beschreibt ihn als einen Menschen, der freundlich ist, „auch zu der Hotelputzfrau, die während des Interviews ins Zimmer stürmt. Er behandelt sie, wie man eine Königin behandeln würde. Und das sagt bekanntlich mehr über jemanden als alle Preise, die er bisher gewonnen hat und noch gewinnen wird.“
Allein die folgenden paar Sätze, die García Bernal in dem Gespräch sagt, sind es Wert, dass die Geisterbahn mal wieder Fahrt aufnimmt:
„Als wir den Film drehten, war das vorherrschende Gefühl in etwa, wie wenn du mit Freunden redest, und sagst: Wir sollten uns öfter sehen. Mehr ausgehen. Öfter kochen. Es gab einen unschuldigen Impuls, der war: Wir müssen jetzt so viel mehr Schönes schaffen. Wir alle. Verdammt, es klingt so abgedroschen, aber gleichzeitig so notwendig. Es bewegt mich tief, wenn ich diese Typen reden höre, die Hasspredigten, die faschistische Plattform, die da entsteht. Und dann höre ich die andere Seite, dieses hypokritische Schulmeistergerede, das die Fragen vermeidet, die unbedingt gestellt werden müssen. Darum: Wir müssen jetzt so viel mehr Schönheit erschaffen. Jetzt ist die Zeit für Gedichte. Begeisterung. Hoffnung und Freiheit und Liebe. Sie lachen, aber ich sage Ihnen: Doch, doch, doch! Let’s be hippie about it! Let’s be hardcore about it as well!“
Wär’ doch schade, wenn diese Sätze mit der Zeitung im Altpapier landen würden.
Dreißigster Todestag von José Afonso (Grândola, Vila Morena)