Donnerstag, 6. April 2017 – Elfuhrsechsundzwanzig, zwölkommasechs Grad. Grau. Frisch.
Ich fluche gewöhnlich, wenn ich – wie gewöhnlich – wieder um vier Uhr wach werde und weiß, dass auch dieser Tag verloren ist. Fluchend gehe ich zum Briefkasten und hole die Zeitung, die gewöhnlich schon da ist. Seit einer Woche haben das Fluchen und das Gewöhnliche ein Ende. Ich vergesse die Zeitung und freue mich stattdessen, wieder früh aufgewacht zu sein und weiterlesen zu können in den Goncourt-Tagebüchern, über denen ich abends eingeschlafen bin.
Dort ein Zitat aus einem Gedicht des vergessenen Poeten Dupin-Pager:
Je crains ce que j’espère – Ich fürchte, was ich hoffe
Gang über den Friedhof Heiligenstock. Auf dem Grabstein einer alt gestorbenen Frau die Inschrift: „Liebe gesucht, nur Leid gefunden“. Wer diesen Satz wohl für sie ausgesucht hat?
„Oh my God!“ nimmt man als Ausruf der Verwunderung hin. „Oh my fucking God!“ darf wohl selbst Verwunderung hervorrufen.
Ein Rennradfahrer zum anderen: „Du bist ja behaart wie ein Mountainbiker“.
Elfter Todestag von Walter Boehlich. Seine ausgewählten Schriften wurden zu einem der wichtigsten Nachkriegsbücher, 2011 unter dem Titel „Die Antwort ist das Unglück der Frage“ erschienen. Und noch immer ist die Erstausgabe dieser 700 Seiten im Handel erhältlich. – Gerade sehe ich, dass Boehlich auch die Lieder Victor Jaras ins Deutsche übertragen hat.