Juli 2014
Donnerstag, 31. Juli 2014 – Vierzehnuhrsiebenundzwanzig, dreiund- zwanzigkommavier. Blau, mal wieder ohne Regen.
Am 22. Juli hat die Süddeutsche Zeitung einen Artikel über den kurz zuvor verstorbenen Aldi-Gründer Karl Albrecht veröffentlicht. Heute nun erscheint in der SZ der Brief eines Lesers aus Braunschweig, der hier wegen seiner unübertroffen schlichten Wahrheit zitiert sei: “Ich vermisse im Artikel über das Ableben von Karl Albrecht eine kritische Würdigung seines angehäuften Vermögens. Reichtum ist immer eine Frage der Verteilung, und so ein Vermögen kann man nur anhäufen durch leistungslose Einkünfte. Oder glaubt wirklich jemand, dass man Milliarden in einer Lebenszeit ‘verdienen’ kann? Das geht in dem vorliegenden Fall zum Beispiel dadurch, dass Lieferanten oder Mitarbeiter zu schlecht bezahlt wurden. Reiche Leute gehören verachtet und nicht bewundert, denn sie haben ihr Vermögen immer auf Kosten anderer angehäuft. Meistens sogar legal, weil die Politik aufseiten der Unternehmen und nicht aufseiten der Menschen ist. Solange wir reiche Leute bewundern und nicht verachten, wird es keine Gerechtigkeit geben.”
In der “Jüdischen Allgemeinen” ruft der Rabbiner Henry G. Brandt die Juden in Deutschland zur Selbstverteidigung auf: “Wir haben in Frankreich gesehen, wie man versucht hat, Synagogen zu stürmen. Deshalb sollten wir alle darüber nachdenken, wie wir unsere jüngeren Leute instruieren, damit sie im Angesicht eines Angriffs reagieren und sich persönlich besser schützen könnten … Wir wollen keine bewaffneten Patrouillen einrichten – das wäre illegal. Aber wir sollten unseren jungen Leuten Kurse in Selbstverteidigung anbieten … Wenn ein Mensch weiß, wie er sich auch ohne Waffen verteidigen kann, dann wird er eher standhalten als jemand, der einfach hilflos zusammengeschlagen wird, weil er sich nicht wehren kann.”
Am 31. Juli 1940 wurde die Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler im Rahmen der Euthanasie-Aktion T4 in der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenschein ermordet.
Donnerstag, 24. Juli 2014 – Achtuhrvier, achtzehnkommasechs. Sonne.
“Gemeinsam mit der palästinensischen Gemeinde hatte die Kölner Linksjugend, der Nachwuchs der Linkspartei, am Freitag in Köln zu einer »Gaza-Kundgebung« aufgerufen. Türkische Flaggen dominierten die Demo, dazu rote Fahnen kommunistischer Gruppierungen und die der Hamas. Insbesondere von verschleierten Frauen wurde »Kindermörder Israel« skandiert.
Als vermeintlichen Clou hatte die Kölner Linkspartei mit der antizionistischen Psychologin Maya Cohen-Mosler aus Frankfurt auch eine Israelin als Rednerin eingeladen. Sie nannte Israel einen »Apartheidstaat«. Das Pro-Hamas-Lager vermochte die Jüdin dennoch nicht zu ertragen. Ihre Rede wurde durch »Allahu Akbar«-Gebrüll übertönt.”
Jüdische Allgemeine, 24. 7. 2014
Vor dreiundzwanzig Jahren starb Isaac B. Singer. Beerdigt auf dem Beth-El Cemetery in Paramus, New Jersey.
Dienstag, 22. Juli 2014 – Dreizehnuhrachtzehn, sechsundzwanzig- kommafünf. Sonnig.
Das immerhin ist neu in Deutschland: “Die Linke” meldet eine Demonstration an, woraufhin sich die Polizei aus guten Gründen gezwungen sieht, den Schutz jüdischer Einrichtungen zu erhöhen.
Heute vor vierzehn Jahren starb Claude Sautet.